Das Klavier - was ist das eigentlich für ein Instrument?

Was ist das für eine Frage? Die Antwort ist doch klar: Das akustische Klavier ist

  • ein Tasteninstrument wegen der Tasten, die wir drücken, um einen Ton zu erzeugen;
  • ein Saiteninstrument wegen den Saiten auf dem meist (Ausnahme Carbon-Resonanzboden von Steingraeber) hölzernen Klangkörper;
  • ein Schlaginstrument wegen der so genannten Hammermechanik im Inneren;
  • ein Akustikinstrument mit einem eigenen Klangkörper.

Wissen Sie, warum unser akustisches Klavier so heißt? Wo kommt der Name Klavier her? Der Name kommt von dem lateinischen Wort clavis, das übersetzt der Schlüssel heißt. Mh. Was hat unser Klavier mit einem Schlüssel zu tun? Als Schlüssel hat man die einzelne Taste bezeichnet, auf der ursprünglich sichtbar die Bezeichnung der Note stand, die man mit Betätigen der Taste spielte. Die Taste mit der Note war also der Schlüssel zur Musik. Folglich wurde die Klaviatur zum Schlüsselbrett, das im Englischen Keyboard heißt.

Worin besteht nun der Gewinn dieser informativen Kurzgeschichte? Sie haben recht. Eigentlich wussten wir ja schon vorher, dass unser Klavier ein Tasteninstrument ist. Aber jetzt wissen wir, dass man zur Zeit von Johann Sebastian Bach unter einem Clavier nicht etwa unser heute bekanntes Klavier gemeint hat. Das war zeitlich noch gar nicht möglich. Denn unser Hammerclavier wurde erst 1709 von Bartholomeo Cristofori entwickelt und Bach lebte von 1685 bis 1750. Was verstand also Bach dann unter Clavier, als er das für die Musikgeschichte bedeutende Werk des Wohltemperierten Claviers geschrieben hat? Die Bezeichnung Clavier stand damals für die Kategorie der Tasteninstrumente:

Das ist interessant. Aber hilft uns das jetzt weiter, wenn wir die konzeptionellen Anlagen unseres Klaviers verstehen wollen? Ja natürlich. Denn wenn man sich die 3 oben genannten Tasteninstrumente hinsichtlich der Differenzen ansieht, dann stellt man fest, dass der Unterschied darin besteht, dass am Ende der Taste diverse Mechanismen in wiederum teils verschiedenen Klangmedien zu jeweils einzigartigen Klangwelten führen.

In dieses Muster eines Tasteninstruments passt unser Klavier mit einem zum Clavichord und Cembalo identischen Klangkörper aus Holz und Saiten als Klangmedium. Aber in der Mechanik sowie dem darüber erzeugten Klang sowie der damals neuen Gestaltungsmöglichkeit der Lautstärke, nämlich von Piano bis Forte, also von Leise bis Laut, hat es sich zu seinen Vorgängern unterschieden.

Aha. Wofür ist diese Einsicht wichtig? Betrachtet man die Gemeinsamkeit der Tasteninstrumente, dann muss man feststellen, dass über die Klaviatur ein komplexes Musizieren möglich ist. Man kann beidhändig, also mit 10 Fingern spielen. Dabei können alle Finger wechselweise oder auch gleichzeitig Töne erzeugen. Diese Komplexität löste bei Musikern ebenso wie bei den Entwicklern und Herstellern von Musikinstrumenten offensichtlich Begeisterung aus, wie die Verbreitung der Tasteninstrumente, insbesondere unseres akustischen Klaviers, zeigt. Aus der Sicht des Musik-Marketings bedeutet diese Erkenntnis: In der Option zum komplexeren Musizieren über eine Klaviatur bestand für Musiker ein konkreter Mehr-Wert. Man konnte nämlich nicht nur eine vielschichtigere Musik machen, sondern mit einem Tasteninstrument wurde man durch die Möglichkeit zur Mehrstimmigkeit unabhängig von anderen Musikern.

Memetik

Das MEM der Hersteller von Tasteninstrumenten

Tasteninstrumente zeichnen sich also vor allem durch die Klaviatur aus, die uns das 10-Finger-Spiel erlaubt. Doch am Ende der Tasten scheiden sich die Wege. Dort geht es mit unterschiedlichen Mechaniken und Klangmedien weiter. Die Intention zur Entwicklung der diversen Tasteninstrumente war in der Regel das Kopieren eines bereits vorhandenen Klangs eines manuell gespielten Musikinstruments. Dessen Klang-Muster versuchte man früher mit einer entsprechenden Mechanik zu kopieren und dem 10-Finger-Spiel über die Klaviatur zugänglich zu machen. Das ist quasi das MEM der Hersteller von Tasteninstrumenten, nämlich Klänge anderer Instrumente verfügbar und dem 10-Finger-Spiel zugänglich zu machen. Das ist genau genommen ein sehr aggressives MEM und wir werden später anhand eines neuen Musikinstruments darauf zurückkommen. In der Folge verdrängten viele dieser Tasteninstrumente die mit der Hand ohne Umweg über eine Mechanik zu spielenden Originale oder auch Tasteninstrumente als Vorläufer:

  • Das Cembalo imitierte und verdrängte die Laute.
  • Die Orgel imitierte die Blasinstrumente und wurde zum bevorzugten Instrument der Kirchenmusik.
  • Das Klavier imitierte das Hackbrett. Nach 1850 - in dem Zeitraum der für das Pianoforte bedeutendsten Fortschritte, als sich Europa in der Phase der Nationenbildung befand und hierzulande die Deutsche Revolution stattfand, die letztlich 1848 zum Ende des Mittelalters in Deutschland und 1871 doch noch zum Ziel, nämlich einer Demokratischen Staatsform führte - verdrängte das Pianoforte das Cembalo und Clavichord vollständig.

Genau genommen gibt es nur ein einziges Tasteninstrument mit einem eigenen Klangmuster, nämlich das Clavichord. Bei diesem konnte man den Ton auch noch nach dem Anschlagen/Berühren der Saite beeinflussen. Das heißt, bei dieser frühen Entwicklung eines Tasteninstruments waren bereits Stilmittel des musikalischen Ausdrucks wie ein Vibrato sowie das Anheben der Tonhöhe, also die Intonation, möglich. Sie finden auf der folgenden Seite ein Video des Clavichords.

Springen wir nun zu den elektrischen Pianos, dann stellen wir fest, dass die Gemeinsamkeit der Tasten und somit die Möglichkeit zum komplexen Musizieren geblieben ist. Neu ist lediglich, dass man nun nicht mehr mechanisch den Ton erzeugt, sondern elektronisch. Was ist schlimm daran? Eigentlich nichts. Doch Aussagen mit einem eigentlich haben immer eine Hintertür. Verändert hat sich mit der elektronischen Klangsynthese die Spielart. Warum ist das so? Weil man nun nicht mehr über die Taste als Hebel an deren Ende einen Mechanismus auslösen musste und somit auch keine Gewichte mehr bewegt hat. Nun konnte man z.B. den Ton auch unter der Taste und schon im vorderen Bereich vornehmen. Da die Industrie immer auf Kosten- und Material-Effizienz aus ist, und dabei auch auf Faktoren wie Qualität z.B. eben des Spielgefühls traditionell (siehe auch die Entwicklung des Kleinklaviers) keine Rücksicht nimmt, hat man auf das hintere Teil der Taste verzichtet. Unser langer Hebel zur Differenzierung der Kraft verkümmerte zu einem Stummel. Entsprechend bescheiden veränderte sich auch die Spielart. Das hat man jahrzehntelang aufgrund dieses unsinnigen Spardiktats der Industrie ertragen müssen.

Längst hat sich auch die Welt des Klavierbaus verändert. Die unserer Kultur im Grunde fernen Asiaten sind ins Geschäft der Musikinstrumente eingestiegen. Der Trend begann zuerst in Japan. Inzwischen dürfte jeder Klavierspieler die Namen Yamaha und Kawai kennen. Das sind aber nicht nur Hersteller von Akustikpianos, sondern sie bauen auch elektronische Digitalpianos. D.h., in diesen Firmen gibt es Abteilungen, die über die Erfahrung aus beiden Welten, nämlich sowohl aus analogen als auch aus der digitalen Welt, verfügen und jede der beiden Abteilungen innerhalb der Firma muss in seinem Bereich auf dem Markt bestehen - im besten Fall sogar Markführer werden. Eine gesellschaftliche Veränderung sowie witzigerweise der Mut zum Experiment ausgerechnet in Europa, nämlich bei dem Klavierbauer Kemble in England, war dann die Ursache dafür, diese beiden Welten zusammenzuführen. Wir werden gleich auf diesen historischen Einschnitt im traditionellen Klavierbau zu sprechen kommen, als nämlich das erste Hybrid-Piano erfunden worden ist.

Aus den ersten Ansätzen der Kombination von Analog und Digital hat sich inzwischen ein regelrechter Wettbewerb entwickelt, die analoge Welt komplett digital abzubilden. Der Treiber für dieser Entwicklung war die Wirtschaft und hier die Folgen des Neoliberalismus. Maja Göpel schreibt in Ihrem Buch Unsere Welt neu denken auf S. 48, der Ökonom R. Solow bekam 1987 für seine Behauptung, man könne die Natur vollständig durch Technik ersetzen einen Nobelpreis. Eine der daraufhin folgenden Kuriositäten ist die Geschichte vom größten Einzelhändler der Welt Walmart, der das Aussterben der Bienen als eine der negativen Folgen des Neoliberalismus mit Monokulturen, Fleischkonsum und Düngemitteln als Chance entdeckt, diesem Trend zu folgen. D.h., Walmart hat sich ein Patent gesichert und arbeitet daran, die Bienen durch Mini-Dronen zu ersetzen, die nicht nur die Pflanzen bestäuben, sondern sogar Informationen an ein Netz versenden, damit nachfolgende Dronen die bereits bestäubte Pflanze nicht noch einmal bestäuben...

In der Entwicklung des modernen Pianofortes leistet der aktuelle Stand den bemerkenswerten Zwischenschritt, dass man die besten Eigenschaften aus beiden Welten diesmal ohne Qualitätsverlust verbindet. Dieser Trend wird von einer neuen Entwicklung unterstützt, in deren Begleitung die Oberfläche der Taste und daher wieder die Länge der Taste bedeutsam geworden ist. Daraus haben sich nun erstaunliche Entwicklungen ergeben, die Sie noch auf dieser Seite weiter unten im Zusammenhang mit dem Digitalen Hybrid-Piano kennenlernen werden. In dieser neuen Form eines Digitalpianos werden Mehr-Wert-Eigenschaften des Akustikpianos integriert und mit dem Mehr-Wert von zusätzlichen digitalen Leistungsmerkmalen (Verändern der Tonhöhe, des Klangs, der Lautstärke; Transponieren,...) angereichert. Das führt unter anderem nicht nur zu einer Verbesserung, sondern sogar zur Beibehaltung der ursprünglichen Spielart im Akustikpiano. Der Wettbewerb konzentrierte sich nun auf das verbliebene Unterscheidungsmerkmal des Klangs. Der akustische Klang hörte sich viel besser an als die künstliche Klangsynthese. Das ist richtig und war am Anfang der digitalen Entwicklung zwangsläufig der Fall. Das Akustikpiano behielt also mit seinem Klangkörper noch einen Mehr-Wert-Vorteil. Diesen qualitativen Wettbewerbsvorteil saßen vor allem unsere deutschen Klavierbauer, die zumindest damals ausschließlich in der analogen Welt zu Hause waren, wieder einmal aus. Sie hätten sich auch begründet auf den Weg machen können, um ein ganzes Füllhorn an längst bestehendem Optimierungsbedarf und somit dann auch Entwicklungspotenzial für ihre immer noch eingebildete Domäne des Akustikpianos zu entdecken. Für die in der Entwicklung seit 1870 weitgehend stagnierenden deutschen Klavierhersteller überraschend und verwirrend zugleich betrat dann ein neuartiges Piano den Markt, mit dem man ausgerechnet diesen angeblich besseren, da akustischen Klavierklang ausgerechnet mt einer Stummschaltung einfach abschalten kann: Das Silent-Piano.

Hybrid-Piano

Die Stummschaltung für das Akustikpiano

Das erste erfolgreiche Hybrid-Piano erfand der englische Klavierhersteller Kemble: Das Silent Piano. In dieser Variante wurde der akustische Klang stumm und somit abgeschaltet und durch den elektronischen Klang via Kopfhörer ersetzt. Bei der Idee, so ein Instrument zu entwickeln, ging es aber nicht darum, den akustischen durch den digitalen Klang zu ersetzen. Schließlich steckte die digitale Klangqualität zum Zeitpunkt der Entwicklung dieser Mischform aus Akustik- und Digitalpiano ja noch in den Kinderschuhen. Der Treiber für die Idee war etwas, das per Wort erst einmal scheinbar positiv daher kommt, nämlich die Lautstärke eines Instruments, das man witzigerweise international Leise, übersetzt Piano, nennt. Was soll daran negativ sein? Neuerdings ist eben laut nicht mehr unbedingt eine Stärke. Sicher hören die meisten Menschen gerne Musik. Aber Übungen des Klavierspiels werden aufgrund ihrer Monotonie selten als Musik akzeptiert. Und da sich auch unsere Einstellung gegenüber der Kultur dramatisch verändert hat, werden die Übungen von Außenstehenden auch nicht als ein zwangsläufiger Schritt auf dem Weg zur hohen Kunst toleriert. Außerdem wird in Mietwohnungen peinlich darauf geachtet, dass die Ruhezeiten vor allem ab 22 Uhr eingehalten werden, was für kreative Menschen natürlich eine Einschränkung darstellt. Im Zusammenhang mit all diesen gesellschaftlichen Veränderungen kann man die Lösung der Abschaltung des für alle hörbaren lauten Klangs als einen Fortschritt interpretieren, da man so auch in einer lärmsensiblen Umgebung weiterhin Piano spielen konnte, bei dem interessanterweise ein wesentlicher Qualitätsfaktor erhalten geblieben ist, nämlich die authentische Spielart. Denn wir bewegen in dem Silent Piano weiterhin eine Taste mit einem langen Hebel, an deren Ende sich eine Klaviermechanik und somit ein Gewicht befindet. Das Spielgefühl bleibt also erhalten!

Stopperleiste als Stummschaltung, die Hammerstiele schlagen gegen diese Stopperleiste, der Hammer berührt keine Saite

Exkurs: Darüber hinaus eröffnete das Silent-Piano all jenen einen Rückzugsraum, die in Umgebungen üben mussten, die eine Fehlerkultur vermissen ließen. Die genau genommen großartige Fehlerkultur führt in unserem Land ein Schattendasein. Mangels einer Fehlerkultur haben wir also den falschen Umgang mit Fehlern. Schließlich gibt es kein Lernen ohne Fehler. An dieser Stelle ereignet sich bei dem im Klavierunterricht üblicherweise vermittelten Reproduzierendem Musizieren von fertigen Werken großartiger Komponisten eine katastrophale Nebenwirkung, wenn die Ausbildung darauf abzielt, uns zu einer Null-Fehler-Toleranz zu erziehen. Das hat etwas mit der Definition von Können in unserem heutigen Verständnis der Performance musikalischer, insbesondere klassischer Darbietungen zu tun. Denn wir definieren Können als etwas fehlerfrei und identisch wiederholbar Beherrschen. Das ist aber eine Definition für Maschinen, und zwar für dumme, lernunfähige Maschinen, wie sie Anfang 1900 in der industriellen Produktion üblich und somit bekannt waren. Es ist keine für Menschen geeignete Definition, da Menschen das beste Lernwesen auf diesem Planeten sind! Wir Menschen können ganz selbstverständlich aus Fehlern lernen. Für uns sind Fehler also gar kein Problem, sondern eben Teil von Lernen, ein wesentliches Element, das unsere Lernfähigkeit zusätzlich trainiert. Das heißt, unsere Fehleralgorithmen finden ganz selbstverständlich Antworten auf Situationen, die wir im Verlauf von Lernprozessen noch nicht einwandfrei lösen können, und sie daher in die Kategorie Fehler einordnen. Daher ist ja auch das Wunder des Lernens ohne Lehrer, das Selberlernen möglich. Man kann das Selberlernen optimieren, indem man die Gelegenheit zum Feedback mittels auditiver bzw. audio-visueller Hilfsmittel nutzt. Denn das Feedback als Teil eines selbst-referenziellen Prozesses ist nichts anderes als der Auslöser für sowie die Definition von Lernen! Daher gleich noch einmal: Lernen ist ein selbst-referenzieller Prozess! Immer wenn ich mich selbst als Referenz vermittelt bekomme (Spiegel, Video-, Audio-Aufzeichnung), löst das automatisch Anpassungsprozesse = Lernen aus. Wer also in einem solchen gegenüber unvermeidlichen Fehlern negativ eingestellten Umfeld üben und entsprechend demotivierende Bewertungen aushalten muss, für den ist der Rückzugsraum, der sich mit einem Silent-Piano oder auch mit einem Digitalpiano durch die Einsatzmöglichkeit von Kopfhörern eröffnet, ein Segen!

Fortsetzung: Diese Entwicklung fand das Interesse von Yamaha. Die Japaner vermarkteten das Konzept erfolgreich. Man sagt, dass rund 20 Prozent der Yamaha-Pianos mit integrierter Elektronik nachgefragt würden. Daher ist nachvollziehbar, dass Yamaha anschließend an das Silent-Piano die Silent-Technologie auf zahlreiche andere Instrumentengruppen übertragen hat. Wenn Sie mal in Ihre bevorzugte Internet-Suchmaschine die beiden Begriffe Yamaha und Silent eingeben, werden Sie überrascht sein, wie viele Instrumentengruppen Ihnen dort zur Auswahl angeboten werden.

Schlussfolgerung: Soeben erwähnte ich, dass rund 20 Prozent der Yamaha-Pianos mit ingegrierter Elektronik nachgefragt würden. Bei einer heute erreichten Stückzahl von über 6 Millionen Pianos, die das Yamaha-Logo tragen und nur aus japanischer Produktion kommen, bedeutet das, dass diese Nische einen Umfang von mindestens 1,5 Millionen Klavieren und Flügeln hat. Diese Stückzahl wurde in einem Zeitraum erreicht, in dem alle traditionellen Klavierbauer erfahren mussten, dass der Markt für Akustikpianos extrem rückläufig ist. Das ist eine Folge von Marktsättigung sowie einer Veränderung im Bereich des Musizierens. Wenn aber in einem niedergehenden Markt eine stark nachgefragte Nische entsteht, dann heißt das, dass sich der Markt in dieser Richtung verändert. Es ist geradezu pervers, dass die noch bestehenden deutschen Klavierproduzenten sich diesem überdeutlichen Markttrend zum Hybridpiano und damit verbunden der eigenen Entwicklung bislang regelrecht verweigern!

Einordnung: Das hier vorgestellte Silent Piano ist in der für uns noch neuen Kategorie der Hybrid-Pianos ein Akustisches Hybrid-Piano. Das heißt, es besteht aus einem vollwertigen Akustikpiano (Klangkörper, Saiten, Klaviermechanik mit der Funktion zur Klangerzeugung) sowie einem integrierten Digitalpiano (Midifizierte Klaviatur, Sound-Engine, Anschlussmöglichkeit für Kopfhörer). Der Klang kann bei dieser Version nur entweder akustisch oder digital abgestrahlt werden.

TransAcoustic - Zwei Klangwelten vereinen sich

Das erste zumindest im Ansatz vollwertige Hybrid-Piano kam aus Japan. Es trägt den schönen Namen TransAcoustic-Piano. Es brachte den Fortschritt, dass man nun digitale Sounds und akustischen Klang auch gleichzeitig nutzen konnte. Als technische Besonderheit enthält das TransAcoustic-Piano so genannte Transducer, also Digital-Analog-Wandler, die auf dem Resonanzboden positioniert sind. Das heißt, der digitale Sound wird nicht über Lautsprecher sondern über den Klangkörper des akustischen Instruments abgestrahlt und dabei im Klangcharakter natürlich eingefärbt. Beste Voraussetzungen also, dass zwei Klangwelten zusammenfinden können, die bislang wegen der bereits beschriebenen qualitativen Unterschiede nicht zusammengepasst haben. Im Sinne der Kategorie Hybrid bezeichne ich diese Version insofern als vollwertig, da sie über zwei Klangquellen verfügt. Der Wert des TransAcoustic-Pianos wird erheblich dadurch geschmälert, dass der Hersteller Yamaha die Käufer bei den mitgelieferten digitalen Sounds und Möglichkeiten mit einer Qualität und Quantität abspeist, wie man es in einem günstigen Keyboard angeboten bekommt: Im TransAcoustic-Piano von Yamaha steckt lediglich General MIDI, und das heißt, 128 Standard-Instrumente oder anders formuliert 128 Standard-Sounds auf der Basis von einer veralteten Klangsynthese. Daraus muss man schließen: Yamaha verfolgt diesen Weg nicht wirklich ernsthaft. Die Japaner haben offensichtlich kein Interesse, dieses Segment forciert zu entwickeln. Daher lohnt es sich, die Konzernstrategie Yamahas genauer zu betrachten.

Der Transducer ist im Bemühen um die Verbindung der akustischen und digitalen Klangwelten ein wichtiges Element. Wie man in Foren lesen kann, wurde der Transducer jedoch nicht von Yamaha sondern erstmals von Kawai eingesetzt. Yamaha konnte das Element also wieder einmal erfolgreicher vermarkten als seine Mitbewerber und kassiert nebenbei den Anschein, der Innovator zu sein.

Einordnung: Das TransAcoustic-Piano ist in der immer noch ziemlich neuen Kategorie der Hybrid-Pianos wie das Silent-Piano ein Akustisches Hybrid-Piano. Das heißt, es besteht aus einem vollwertigen Akustikpiano (Klangkörper, Saiten, Klaviermechanik mit der Funktion zur Klangerzeugung) sowie einem integrierten Digitalpiano (Midifizierte Klaviatur, Sound-Engine, Anschlussmöglichkeit für Kopfhörer, Abstrahlen der digitalen Sounds über den zum Akustikpiano identischen Lautsprecher, nämlich den Resonanzboden). Im Gegensatz zum Silent-Piano kann beim TransAcoustic-Piano der Klang jedoch wahlweise entweder akustisch oder digital sowie gleichzeitig als neue Mischform, den sogenannten Hybridsounds, abgestrahlt werden. Doch wie schon erwähnt, wird das in den Hybridsounds angelegte Potenzial aufgrund der Beschränkung auf den alten Standard MIDI 1.0 (General MIDI) nicht annähernd ausgeschöpft. Das Mindeste wären hier digitale Sounds in Form einer Klang-Bibliothek aus Samples. Idealerweise wäre darüber hinaus für das individuell gestaltbare Sound-Design eine volle Synthesizer-Einheit integriert, wie das beim Hybrid-Synthesizer Prophet XL von Sequential der Fall ist.

Die Digitalen Hybrid-Pianos

Inzwischen haben die erwähnten japanischen Hersteller sowohl von Akustik-, als auch von Digitalpianos das Thema des Hybrid-Pianos als DAS ZUKUNFTSTHEMA im Klavierbau entdeckt. Die Zeit scheint reif, das Akustikpiano vollständig durch das Digitale Hybrid-Piano zu ersetzen. Hier steckt Mehr-Wert-Potenzial drin. Sie verfolgen die Strategie, die von uns positiv erlebten Eigenschaften des akustischen Pianos in ein Digitalpiano zu integrieren. Die alten Leistungsmerkmale in neuen Instrumenten bringen die Kategorie des Digitale Hybrid-Pianos gegenüber den bislang als Kinderspielzeug eingestuften Keyboards auf ein qualitativ zum Akustikpiano vergleichbares Niveau. So beginnt man erstmals das Spielgefühl der Klavierspieler ernst zu nehmen. Noch einmal zur Wiederholung: Beim Digitalen Hybridpiano geht es im Wesentlichen um die Transformation des Akustikpianos in die Digitale Welt. Sie schütteln erstaunt den Kopf und fragen sich gerade: Warum macht man das? Nun, die Digitale Welt ist ja genau genommen Teil der sich aktuell rasant verändernden Welt. Und so macht die digitale Version des Akustikpianos vor dem Hintergrund einer immer sensibleren Umwelt, aber vor allem aufgrund der Tatsache der aussterbenden Klavierstimmer tatsächlich Sinn. Denn digital kann man die Lautstärke anpassen oder auch per Kopfhörer kanalisieren, und die musikalische Stimmung bleibt dauerhaft, wird in der Tonhöhe beliebig flexibel und darüber hinaus auch im Klangcharakter vielfältig veränderbar. Bei der Nachbildung der positiven Eigenschaften des Akustikpianos geht es im Wesentlichen um die Haptik und somit um das Spielgefühl. Das wird im Vergleich zu einer schlichten Keyboard-Klaviatur verbessert, indem man eine angepasste Mechanik in das Digitalpiano einbaut. Also eine Mechanikattrappe, die lediglich den Sinn hat, beim Drücken der Tasten ein zum Original identisches Kraftmuster zu erzeugen, das in der Wahrnehmung der Hersteller von Digitalpianos das Kriterium des guten Spielgefühls erfüllt. Im folgenden sehen Sie ein Werbevideo der japanischen Firma Kawai, die 2020 für ihr damals neues Hybridpiano Novus 5 wirbt. In diesem Video können Sie ein Digitalpiano mit einem Brett auf der Rückseite entdecken, das optisch ähnlich dem Resonanzboden eines Akustikpianos gestaltet ist.

Soundboard, Resonanzboden, Novus 5, Kawai, Hybridpiano

Mit diesem Soundboard verbunden ist ein ganzes Soundsystem. So sitzt auf diesem Brett ein Digital-Analog-Wandler auf, der gemeinsam mit 4 Mittelton- und 2 Hochton-Lautsprechern für die möglichst zum Akustikpiano identische Klangmischung sorgt:

Soundsystem, Klangsystem, Novus 5, Kawai, Hybridpiano

Hinweis: Ihnen ist die Schriftgröße ist zu klein? Drücken Sie am PC die Tasten Steuerung und Plus gleichzeitig, so vergrößert sich die Schrift. Tippen Sie mehrfach auf das Pluszeichen können Sie den Text weiter vergrößern. Auf dem Mac drücken Sie die Control-Taste gemeinsam mit der Plus-Taste.

Und Sie werden im Video in einigen kurzen Bildsequenzen eine bewegte Klaviermechanik aus dem Innenleben des Digitalen Hybridpianos wahrnehmen. Das sind für ein Digitalpiano eigentlich bislang überflüssige Elemente. Ich verweise darauf ausdrücklich als Beweis dafür, dass aktuell seitens der Digitalpiano-Hersteller ein Vollangriff auf die Leistungsmerkmale des Akustikpianos stattfindet, die man nun 1:1 im Digitalpiano wiederfindet. Dass es sich dabei nur um eine abgespeckte Mechanik handelt, zeigt der Screenshot von Minute 1:36 direkt unter dem Video. Für den Spieler ist an dieser Mechanik nicht die Funktion relevant, sondern wie oben angeführt im Wesentlichen das zum Akustikpiano identische Spielgefühl.

Klaviermechanik, Novus 5, Kawai, Hybridpiano

Bessere Digitalpianos kosten über 3.000 Euro und das auf der Eingangsseite vorgestellte Grand-Hybrid von Casio kostet über 5.000 Euro. Auch das Novus 5 von Kawai bewegt sich in der Preisklasse eines Akustikpianos mit Klangkörper, das also viel aufwendiger herzustellen ist, nämlich über 5.000.- Euro. Das zeugt von einem hohen Selbstbewusstsein der Anbieter. Ist das berechtigt? Nun, das Digitale Hybridpiano hat zwar keinen Klangkörper und wiegt daher auch nur weniger als die Hälfte eines herkömmlichen Akustikpianos. Dafür bietet es digital alles, was ein Klavier kann - und noch mehr. Unter anderem kann man alternativ den Kopfhörer anstecken und das wiederum bedeutet: Das Digitale Hybridpiano ersetzt die bislang für viele Käufer interessante Kategorie des Silent Pianos!

Außerdem bietet dieses Digitale Hybridpiano Eigenschaften, die über die Leistungsmöglichkeiten des Akustikpianos hinausgehen. So kann man nicht nur ohne Fachmann Klang und Tonhöhe beeinflussen, sondern auf ganze Stücke auf die Wunschtonhöhe transponieren lassen:

Sonstige Features, Key Transpose, Song Transpose, Novus 5, Kawai, Hybridpiano

Hinweis: Ihnen ist die Schriftgröße ist zu klein? Drücken Sie am PC die Tasten Steuerung und Plus gleichzeitig, so vergrößert sich die Schrift. Tippen Sie mehrfach auf das Pluszeichen können Sie den Text weiter vergrößern. Auf dem Mac drücken Sie die Control-Taste gemeinsam mit der Plus-Taste.

Anwendungsbeispiel: Über die Eigenschaft der Anpassung der Tonhöhe per Knopfdruck (Transpose, Transponieren) kann der Klavierlehrer z.B. die Tonhöhe seines Pianos an die in der Regel tiefer gestimmten oft schon ziemlich alten Klaviere seiner Schüler angleichen, um so im Online-Unterricht miteinander spielen zu können. Solche alten Klaviere wurden vor 1939 gebaut, als der heute gültige Kammerton noch nicht international festgelegt war. Daher muss man die alten Instrumente tiefer stimmen bzw. hat das Risiko von Saitenbrüchen beim Versuch des Höherstimmens.

Wenn ich Ihnen nun das beste Digitale Hybridpiano vorstelle, dann lässt sich das bereits am Preis eindeutig ablesen: Das Modell Studio von Alpha Pianos GmbH soll je nach Ausstattung laut Angabe des Herstellers 22.000 - 35.000 Euro kosten. Die aktuelle Preisentwicklung überschreitet diese Vorgabe jedoch deutlich, wie Sie auf der Seite unten lesen werden.

Digital-Hybrid-Piano

Studio von Alpha-Pianos - das beste Digitale Hybrid-Piano

Ist das Modell Studio die hohe Preisspanne von 22.000 - 35.000 Euro je nach Ausstattung wert? Ein klares Jein! Was zeichnet das Studio aus? Das fängt beim Äußeren an, denn es ist im hochwertigen Porsche-Design verpackt. Und es ist tatsächlich bis ins Detail durchdacht. So kann man die Höhe per Knopfdruck anpassen. Das heißt, man kann das Alpha-Piano zum Beispiel im Stehen als Stagepiano spielen. Für Kinder kann man die Höhe des Spieltisches passend zur Größe der Heranwachsenden stufenlos anpassen. Das heißt, Kinder müssen am Alpha-Piano nicht mehr die Sitzhöhe an die fixe Klaviatur anpassen, sondern können mit den Füßen auf dem Boden bleiben, da die Klaviatur auf die zu den Armen und Händen passende Höhe eingestellt werden kann. Beste Voraussetzungen für das Bedienen der Pedale schon in jungen Jahren! Und was bietet das Innenleben?

Das Modell Studio bietet eine echte Flügelmechanik - inklusive echter Filzhammerköpfe. Während alle anderen Hersteller digitaler Hybridlösungen mit physikalischen Mechaniken die Geschwindigkeit der Tasten- oder der Hammerbewegung messen, ist im Alpha-Piano ein speziell entwickelter Sensor für die Messung der Auftreffenergie des Hammers auf dem Zielmedium verantwortlich. Dieser Vorgang ist identisch zum akustischen Instrument mit Saiten als Klangmedium, nur dass im Studio dafür elastische Zungen aus Kunststoff einen zu Saiten identischen Widerstand bieten. Das Spielgefühl ist somit zu 100 Prozent identisch! Wie steht es nun mit der Klangqualität?

Den besten Klavierklang gesteht man Bösendorfer und hier dem Modell Imperial zu. Das erklärt sich aus der Tatsache, dass der Imperial 8 volle Oktaven, also 97 anstelle von 88 Tasten bietet. Damit verbunden ist ein größerer Resonanzboden, also mehr Klangkörper. Diesen Superklang hat man in der Vienna Symphonic Library gesampelt. Dieses Sample ist die Quelle für den Klang im Modell Studio. Dafür hat man einen Speicherplatz von rund 50 Gigabyte reserviert. Zum Vergleich: Ein normales Digitalpiano hat 1 Gigabyte Speicher für die Sounds! Aber was ist nun am Modell Studio eigentlich hybrid? Der Klang wird doch ausschließlich digital erzeugt. Das ist richtig. Aber die Kategorie Hybrid bezieht sich hier auf die Integration einer analogen Flügelmechanik in das digitale Instrument. Das Muster dieser Variante lautet: Analog(e Mechanik) + Digital(er Klang) = Hybrid.

An dieser Stelle lohnt es sich bewusst zu machen, dass man bei den digitalen Hybriden die höchste Qualität mit den aus dem akustischen Piano identischen Elementen erreicht. Warum also geht man nun den Weg der Entwicklung hin zum Digitalen Hybrid-Piano? Was gibt es dort für lohnenswerte Ziele zu erreichen? Sparen ist das eine Ziel, das sich rechnet. Man spart beim Studio im Vergleich zu einem Flügel Raum. Darüber hinaus gibt es kaum Verschleiß. Es muss also in der Mechanik nichts nachreguliert werden. Ferner entfällt die Intonation, also der Ausgleich von klanglichen Unterschieden, die sich im Lauf der Zeit durch die Nutzung immer wieder ergeben, und natürlich das Stimmen. Mit einem Wort: Das Modell Studio von Alpha Pianos ist servicefrei und somit weitgehend ohne Folgekosten, sieht man einmal vom Stromverbrauch ab. Autark zu sein, also keinen Service zu benötigen ist ein wichtiger Aspekt in der nahen Zukunft des Klavierspiels, da die Klavierstimmer aussterben. Zwar kann es sein, dass größere Städte weiterhin Service bekommen, dass Spitzenmusiker von Herstellern unterstützt werden. Aber in der Breite wird der Service nicht mehr verfügbar sein. Außerdem ist zu vermuten, dass die Qualität des verfügbaren Service noch weiter abnehmen wird, als das jetzt schon der Fall ist.

Sparen ist also eine legitimer Grund, um etwas zu entwickeln, zu verändern. Doch wenn das alles ist, dann ist der Gewinn eher bescheiden. Seit der Nullzins-Politik sowie unter dem Damokles-Schwert von Negativ-Zinsen für Guthaben auf dem Konto, ist Sparen mittlerweile negativ besetzt. Wir erinnern uns, dass sich die Klavierindustrie mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg durch Einsparungen an der Qualität der Pianos (Stichworte Kleinklavier, maschinell produzierter und anschließend getränkter Hammerfilz als die wahre Grundlage für den Euphemismus vom Brillanten Klang, Produktionsauslagerung in Billiglohnländer,...) zu Tode gespart hat. Daher drängt sich die Frage förmlich auf, wo denn bitte die möglichen Mehrwerte einer Entwicklung im Sinne von Neuerung liegen? Nun, ganz klar bietet das Digitale gegenüber dem Analogen mehr Möglichkeiten. Das ist zum einen die Gestaltung der Musik mittels vielfältiger Sounds. Ferner könnte man nicht nur Sound-, sondern auch Stimmungs-Bibliotheken nutzen, also mit allen bislang verfügbaren musikalischen Stimmungen dieser Welt ganz neue Hörerfahrungen sammeln. Und für Tasteninstrumente ganz neu hinzugekommen ist die Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeiten über Effekte, auf die ich später noch ausführlich eingehen werde. Doch diese Mehrwert-Eigenschaften findet man bislang nicht in dieser Ausgabe des besten Digitalen Hybridpianos von Alpha-Piano, doch vielleicht in Zukunft in einer neuen Variante des mPIANOS. Die Knöpfe links und rechts der Klaviatur für verschiedene Einstellungen empfinden nur die als eine unerwünschte Erweiterung ihrer Möglichkeiten, die bislang ausschließlich am Klavier unterwegs waren. Alle anderen, die schon längst links und rechts geschaut und gehört haben, wundern sich dagegen, über den doch sehr bescheidenen Rahmen der Gestaltungswerkzeuge. Warum ist das so? Das Team von Alpha-Pianos hat sich bewusst als Zielgruppe den Profi-Bereich ausgesucht. Für Pianisten und insbesondere für Musikhochschulen ist die Einsparung allein beim Stimmen schon immens. Das wird nachvollziehbar, wenn man weiß, dass zumindest gute Musikhochschulen wie z.B. die Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn-Bartholdy (Leipzig) alle 14 Tage (!) die Pianos stimmen lassen, die nur durch das intensive Spielen, das man in Fachkreisen Üben nennt, und mit dieser beschönigenden Umschreibung ehrlicherweise Arbeiten meint, in dem relativ kurzen Zeitraum immer wieder verstimmt sind.

Alpha-Pian Preis 2018 45990.- Euro

Seit August 2017 war das Alpha-Piano vorübergehend im Handel. Das Neue praktisch auszuprobieren ist besser, als nur davon zu hören oder zu lesen. Die eigene Erfahrung zählt. Wir lesen in dem Screenshot, dass das Alpha-Piano fast genau 100% teurer ist als angekündigt, wenn man den gewährten Rabatt von rund 3.000.- Euro zum Kaufpreis addiert. Das überrascht. Denn es handelt sich hier ja um kein Projekt der öffentlichen Hand, sondern eines Unternehmens. Hat man dort keinen Überblick? Oder handelt es sich um die willkürliche Preisgestaltung eines Händlers, der sonst für Niedrigstpreise bekannt ist? Beides ist unwahrscheinlich. Es muss also das folgende Szenario die Grundlage für den neu kalkulierten Preis sein: Vor dem Hintergrund des aussterbenden Klavierservice und der somit zu erwartenden Entwicklung der Servicekosten in der nahen Zukunft ergibt sich für die digitale Variante des Hybridpianos eine geradezu rasante Wertsteigerung! Den Liebhabern von Akustikpianos stehen teure Zeiten bevor. Die sich verdichtenden Anzeichen dafür sind somit ein weiterer guter Grund, sich vorausschauend und somit vorsorgend über ein Praktikum Selberstimmen dauerhaft um eine vergleichsweise äußerst günstige Lösung des Problems zu bemühen! Denn die Häufigkeit der Stimmung von Akustikpianos wird aufgrund des konkret erlebbaren immer extremeren Klimas auch in unseren Regionen Zentraleuropas weiter ansteigen. Die Investition in das Praktikum Selberstimmen sowie die Zusatzangebote zur Regulierung des Spielwerks werden sich lohnen, wie mein nun folgender abschließender Vergleich vielversprechend aufzeigt.

Das ModularPiano grüßt aus der Zukunft

Vergleicht man den technischen Stand zwischen dem Digitalen Hybridpiano z.B. dem NV5 von Kawai mit der von dem sympathischen und sehr innovativen Entwickler Mario Aiwasian gefunden Lösung in der hier vorgestellten Version der Studio-Version von Alpha-Pianos, dann liefert das folgende Bild von der Version von Kawai tiefgehende Einblicke.

Mechanikmodell des Digitalen Hybridpianos NV5 von Kawai 2022

Auf dem oberen Bild der Mechanik in dem Digitalen Hybridpiano sehen wir Hammerköpfe, die ganz anders aussehen als die Klavierhämmer in unserem herkömmlichen Akustikpiano auf dem unteren Bild.

Hammerköpfe befilzt wie im Akustikpiano üblich

Die Funktion bestimmt das Aussehen. Das heißt, die gesamte Mechanik hat im Digitalen Hybridpiano im Wesentlichen die Funktion, ein im Vergleich zum Akustikpiano authentisches Spielgefühl zu vermitteln. Das gelingt, indem man eine echte, naja, wie wir sehen ist es eine fast echte Klaviermechanik bewegt. Darüber hinaus besteht die Funktion des Hammers im Erzeugen des Tons. Beim Digitalen Hybridpiano in der Industrieversion der Japaner erzeugt aber der Hammerkopf selbst nichts, außer dass er bei der Bewegung des Anschlags als Folge des Drückens einer Taste ein Gewicht bewegt. Das Gewicht ist im Wesentlichen dieser Hammerkopf. Bei Kawai wird die Bewegungsgeschwindigkeit des Hammerstiels mittels Sensoren gemessen und als Anschlagsdynamik im weiteren Programmverlauf übersetzt. Bei Yamaha sowie den meisten anderen Herstellern von so genannten Silent-Mechaniken findet diese Messung unter der Taste statt. Da also der Hammerkopf im Digitalen Hybridpiano auf keinen Widerstand trifft, ersetzt man den uns bekannten mit Filz überzogenen Hammerkern mit einem Gewicht in einer Form, die für den Bewegungsverlauf günstig ist.

Modell der Klaviermechanik komplett

Das ist der erste wesentliche Unterschied zum Modell Studio von Alpha-Pianos. Denn dort schlägt ein Hammerkopf, der erstaunlicherweise identisch ist zu der Form und dem Material wie im Akustikpiano gegen einen Widerstand, der ähnlich ist, wie der Widerstand, wenn der Hammer in unserem Akustikpiano gegen Saiten schlägt. In diesem Widerstand, der im Modell Studio eine Zunge aus Kunststoff ist, sind Sensoren integriert, die die Anschlagsintensität messen. Wir haben es beim Modell Studio von Alpha Pianos zwar ebenso mit einem Digitalen Hybridpiano zu tun, jedoch ist bei dieser Lösung die Funktion der Mechanik als Tonauslöser wie beim Akustikpiano vollständig erhalten. Erst nach dem Anschlagen, beim Abrufen des Klangs unterscheiden sich die beiden Digitalen Hybridpianos von unserem Akustikpiano, da das Akustikpiano über die Saiten den Klang erzeugt und anschließend über den Lautsprecher namens Resonanzboden in den Raum abstrahlt, während bei den beiden Digitalen Hybridpianos Aufzeichnungen des originalen Klangs in gespeicherten Klangbibliotheken je nach gemessener Anschlagsintensität abgerufen werden. Beim Abstrahlen der Samples unterscheiden sich die beiden Digitalen Hybridpianos wieder. Denn das Modell Studio von Alpha Pianos wurde noch zu der Zeit konzipiert, als man mit der Technik der Digital-Analog-Wandler noch nicht so fortgeschritten war wie heute. Denn im Modell Studio werden noch Lautsprecher eingesetzt, während Kawai bei all seinen Hybridpianos, also sowohl bei den akustischen Hybridpianos, als auch bei den digitalen Hybridpianos einen hölzernen Resonanzboden als Lautsprecher für die digital gespeicherten Originalsounds verwendet. Aufgrund des im Vergleich zu den herkömmlichen Lautsprechern wesentlich größeren Brett-Lautsprecher des Resonanzbodens klingen die Originalsounds bei diesen Pianos noch authentischer.

Modell der Klaviermechanik des Una-Corda-Pianos seitlich

Einen weiteren Hinweis auf den Verzicht von Funktionalität verrät uns das Bild oben der Industrieversion des Digitalen Hybridpianos aus Japan: Man bewegt beim Herunterdrücken wie beim Original Dämpfer. Doch mangels Saiten hat man konsequenterweise auch auf die Dämpferpuppen und Dämpferfilze verzichtet. Die Metallstäbe oben auf den Dämpferarmen ragen daher funktionslos in die Luft. Das Teil namens Dämpfer wurde auf seine Bewegungsfunktion zum Erreichen der vollständigen Identität mit dem Spielgefühl der Originalbewegung reduziert.

Insgesamt zeigt dieser Vergleich die hohe Wertigkeit der Standards, die sich in unseren Akustikpianos über die Zeit entwickelt und als qualitativ wertvoll bewährt haben. Tatsächlich werden wir seit Jahrzehnten von den Herstellern der Digitalen E-Pianos hinsichtlich der Spielart getäuscht, die laut Prospekt dank Holztasten sowie einem speziellen, unter der Taste verbauten Mechanismus ein identisches Spielgefühl wie beim analogen Akustikpiano vermitteln soll. Bis heute hat das kein Hersteller erreicht. Die Digitalpianos unterscheiden sich im Anschlag nur graduell von grausam bis es geht gerade noch. Dank der neuen Version der Digitalen Hybridpianos hat sich nun eine Variante entwickelt, die es ermöglicht, dass man uns die höchsten Qualitätsstandards bzgl. der Spielart und des uns bekannten Spielgefühls bietet. Die Hintergründe der Spielart im Vergleich zwischen Digitalpiano und Akustikpiano erläutere ich im Zusammenhang mit der KeyVolution.

Die Tatsache, dass unser gutes altes Akustikpiano Qualitätsstandards bietet, die im digitalen Bereich bis heute unerreicht sind, ermutigt mich, einen Schritt weiter zu denken. Denn die bislang erreichte Bereitschaft der Industrie, uns aus Gründen der Kosteneffizienz in der Produktion eine hochwertige digitale Alternative zu unserem Akustikpiano anzubieten, muss ja nicht das Ende der wünschenswerten Entwicklung sein. In dem aktuellen Entwicklungsstand liegen wunderbare Erlebniswelten für die Sinnlichkeit unsere Gehörs aufgrund einer noch vielfältigeren Klangwelt, als es uns bislang das Universum der Synthesizerklänge versprochen hat. Sie werden noch ausführlich davon lesen und auch Beispiele sehen und hören.

Wenn Tasten zur Berührung förmlich einladen!

Ein weiterer Mutmacher, nach langer Stagnation die Entwicklung fortzuführen, ist die parallel und ausschließlich im digitalen Bereich stattfindende Evolution der Tasten, die man mit Sensoren ausstattet. Das Wort Taste stammt ja von dem italienischen Wort tasto, was übersetzt das Werkzeug zum Tasten bedeutet. Es ist ein relativ langer Hebel, der es uns ermöglicht, die Mechanik am Ende der Taste mit feinst abgestuften Krafteinsätzen zu bewegen. Dieses ganz spezielle Werkzeug, das aufgrund seines Arrangements in der uns heute bekannten Klaviatur nicht nur Feinfühligkeit, sondern auch das komplexe 10-Finger-Spiel ermöglicht hat, wird durch die Sensoren noch sensibler. Feinste Bewegungen der Finger können gemessen und in verschiedene, flexibel einstellbare Leistungsmerkmale des musikalischen Ausdrucks übersetzt werden, die die bisherigen Möglichkeiten der Taste in einem Spektrum erweitern, von dem wir nicht einmal zu träumen gewagt hätten. Diese Entwicklung findet statt unter dem Stichwort der KeyVolution. So ist es z.B. vorstellbar, in der akustischen Version des Hybridpianos weitere digitale Leistungsmerkmale zusätzlich zu der heute schon möglichen Kombination zweier Klangwelten in Form von Hybridsounds zu integrieren. Das überschreitet den bisherigen Gestaltungsraum des Klaviers und damit auch den bisherigen Erfahrungsraum der meisten Klavierspieler. Aus diesem Grund sind die Treiber der Entwicklung der KeyVolution zum Teil selbst Musiker sowie neue und bislang kleine Player auf dem Markt. Die großen Namen, die alt eingesessenen Marken der Klavierhersteller ebenso wie der Produzenten von Digitalpianos und Synthesizern, sind fernab dieser Neuigkeiten, betrachten aber mit zunehmenden Interesse das Entwicklungstempo, da die ersten Ergebnisse schon vielversprechend und überraschend sind.

Daher lässt sich ein weiterer, zeitgemäßer Entwicklungsschritt vorhersagen. So wie aktuell in anderen Bereichen der Industrie ist anzunehmen, dass die Klavierindustrie ihren exklusiven Stand als Produzent verlieren wird. Die Zeit der Massenproduktion ist vorüber. Im Klavierbau schlicht aus dem Grund, da Europa mit 8 und die USA mit 10 Millionen Pianos so genannte Gesättigte Märkte sind. Hier geht es darum,

  • die Instrumente zu erhalten,
  • die existierenden Akustikpianos mit zeitgemäßen zusätzlichen Gestaltungswerkzeugen anzureichern sowie
  • das Musizieren insgesamt erfolgreicher zu machen, also Musik nicht mehr ausschließlich zu reproduzieren, sondern das weite Feld der Musik als einen wunderbaren Spielraum für werdende Gestalter des eigenen Lebensraums zu begreifen und zu nutzen.

Daher werden eine Vielzahl kleinerer Anbieter wie z.B. David Klavins, der Erfinder des Una Corda Pianos, auf dem Markt erscheinen, wenn sich das Pianoforte, das mittlerweile ein Monster an Gewicht geworden ist, in seine Bestandteile zerlegt, die man in Zukunft einzeln auf den jeweiligen zeitgemäßen Stand mit neuen Möglichkeiten anreichern und austauschen kann: Das ModularPiano wird entstehen. Dazu passt die Story vom Una Corda Piano auch sehr gut. Dieses neue Piano hatte einen Co-Realisierer, und zwar den deutschen Pianist und Komponist Nils Frahm. Er war quasi der Geburtshelfer, indem er den ersten Auftrag erteilte. Da er viele Live-Auftritte hat, suchte er nach einem Leichtbauklavier. Also einem leicht zu transportierenden Instrument, jedoch mit der klanglichen und spieltechnischen Qualität des Pianofortes. Mit circa 100 kg erfüllt das Una Corda Piano die Anforderung und ist insgesamt ein in die Zeit passendes Beispiel für die Customization, als das kundenorientierte und im besten Fall das im Dialog mit dem Kunden enstehende Produkt. Vielleicht wissen Sie es schon: Aus dem Kunden, dem Konsumenten, wird so ein Prosument!

Modular-Piano

Zurück zu unserem ModularPiano: Eine mögliche Variante besteht darin, dass es aus einem in der Lautstärke abgespeckten Akustikpiano, also einem akustischen Klangkörper, bestehen wird, das den Kern bildet. Um diesen Kern herum werden alle Elemente eines hybriden Tasteninstruments individuell anpassbar sein. Zum Beispiel wird man dann ganz selbstverständlich die Breite der Tasten einer Klaviatur wählen können. Dass es diese Möglichkeit schon heute gibt, ist kaum bekannt. In Zukunft wird diese Wahlmöglichkeit zur Regel werden. Ferner werden solche spieltechnische Hochleistungseigenschaften wie die echte Repetitionsmechanik im Klavier kein Traum vergangener Generationen der Klavierbauer mehr sein, sondern eine der wählbaren Zusatzeigenschaften, natürlich gegen Aufpreis. Die Midifizierung der Klaviatur und damit verbunden die Anschlussmöglichkeit meiner analogen Klaviatur und Mechanik an den PC und darüber an die digitale Klangwelt wird ab Werk zum Basisstandard gehören. Somit ist auch die Stummschaltung des Akustikpianos eine Selbstverständlichkeit. Und damit wird aus meinem ModularPiano mittels USB-Anschluss bzw. via Wi-Fi an den PC eine MIDI-Master-Klaviatur mit bislang ungekannter Spielqualität - nämlich mit der eines analogen Akustikpianos! Genau genommen besteht diese Möglichkeit zwar schon seit der Erfindung des Silent-Pianos. Aber man hat sie bislang nicht als solche genutzt. Als ich mal den Yamaha-Service mit der Frage anschrieb, ob die Silent Pianos von Yamaha schon über einen USB-Anschluss verfügen, der den Anschluss an einen PC ermöglicht, antwortete ein Mitarbeiter humorvoll, dass dies ja ein Luxus-Masterkeyboard darstellen würde. Damit hat er aus Sicht des Marketings den Nagel auf den Kopf getroffen und die Firmenleitung sollte ihn sofort befördern. Die Zeit ist reif, so ein Luxus-Masterkeyboard mit authentischem Klavierspielgefühl zum Standard zu machen! Diese hier begonnene Traumreise in die Zukunft eines Akustischen Hybrid-ModularPianos lässt sich schier unendlich weiterführen. Wie in Träumen üblich, gibt es keine Grenzen, keine Tabus. Der Pianokonfigurator wird als Marketingwerkzeug für jedermanns ganz individuelles BestPiano real. Daher gibt es keinen Grund, mit dem jetzt erreichten Industriestandard eines Digitalen Hybridpianos aus Japan alle weiterführenden Sehnsüchte des schier unbegrenzten musikalischen Ausdrucks bei höchster Spielqualität voreilig zu begraben.