Was meint das Wort Keyvolution eigentlich? Als Key bezeichnet man im Englischen die Taste. Die Taste erfährt aktuell ihren nächsten Entwicklungsschritt. Hier muss man kurz innehalten. Denn das ist doch eine Sensation! Stellen Sie sich einmal vor, welche Entwicklung die Erfindung der Taste und nachfolgend der Tasteninstrumente in der Musik ausgelöst hat! Und nun soll dieses sensible Werkzeug, die Taste, den nächsten Entwicklungsschritt erfahren? Was kann man denn da noch verbessern? Die Tasten bekommen Sensoren. Das heißt, man kann die Taste nicht mehr nur dafür verwenden, durch das Drücken der Taste einen Ton zu erzeugen. In Zukunft sollen Fingerbewegungen auf bzw. Bewegungen mit der Taste selbst dazu beitragen, all die Lücken in der Gestaltung des musikalischen Ausdrucks zu schließen, die bislang z.B. bei einem Tasteninstrument noch bestehen. Sie fragen erregt: Welche Lücken? Das wären zuerst einmal die Zwischentöne. Dann die Steigerung vom Legato zum Gleiten über mehrere Töne. Effekte wie das längst bekannte und von vielen hochrangigen Pianisten durch teils peinliche Verrenkungen körpersprachlich übermittelte Vibrato. Das Verändern des Klangs - von weich zu hart, von Klavierklang zu einem ganz anderen Sound, etc.. Sie werfen nicht weniger erregt ein: Was hat denn das noch mit einem KLAVIER zu tun? Danke. Sie haben das Problem erfasst. Denn unser Klavier ist per Definition (in der Ableitung von Clavis, dem Schlüssel, gemeint ist die Taste!) eben lediglich ein Tasteninstrument. Wie eingangs erwähnt geht es um Evolution, also um Entwicklung. Ein eigentlich völlig normaler Vorgang, der sich seit dem Urknall immer wieder vollzieht. Warum also regen Sie sich auf - anstatt sich darüber zu freuen, dass Sie endlich den umfassenden Spielraum für den Ausdruck unserer äußerst wertvollen Gefühlswelt erhalten, die letztlich der Schlüssel für eine hohe Lebensqualität ist? Kommen Sie mit! Im folgenden erzähle ich Ihnen von meiner persönlichen Entdeckungsreise:
Nach den ersten Erfahrungen mit dem Seaboard mit seinen feststehenden Wellen in der Oberfläche aus Silikon war klar, dass die Bedienoberfläche dieser neuen Instrumente der bereits bekannten Klaviatur mit Tasten als Hebel möglichst nahe kommen muss, um eine echte Chance zu erhalten. Und prompt entdeckte ich die gerade entwickelten Touchkeys.
Die Touchkeys sind Sensoren, die auf die Tastenoberfläche aufgeklebt und über die Schnittstelle MIDI mit einem Computer verbunden werden können. An den Computer werden Steuersignale gesendet und Klänge sowie Effekte abgerufen. Sie wurden an einer englischen Universität von Andrew McPherson entwickelt und anschließend auch vermarktet. Was ich nicht wusste, war die Tatsache, dass McPherson erstmal sein eigenes MPE entwickelt und umgesetzt hatte. Und was ich dann sehr schnell herausfand, war die Tatsache, dass das Versprechen, dass man beliebig einstellbare Features für jede Taste getrennt auslösen kann, nicht zutraf. Als ich mich mit einem Hilferuf an Andrew wandte, bekam ich auch gleich eine Antwort. Diese besagte, ich müsste so genannte Expression-Maps in der von mir genutzen Audio-Software anlegen, und darüber für jede Taste die einzelnen Features festlegen. Seitdem habe ich mich dann mit Expression-Maps beschäftigt, die zwar in Cubase angeboten werden, aber ich habe auch bei keiner Fortbildung z.B. bei DVD-Lernkurse.de auch nur einen Teilnehmer erlebt, der zwar an dem Thema interessiert war, jedoch bei den Expression-Maps nicht abgewinkt hätte. Wird im Rahmen von Cubase-Tutorials überhaupt mal über die Expression-Maps referiert, dann erfolgt von mehreren Teilnehmern im Chat der Kommentar, dass dieses Feature für sie völlig neu ist und sie es logischerweise noch nie eingesetzt haben. Tatsache ist, dass die französische Firma Expressive-E das MPE-Werkzeug Touché mit Maps für alle gängigen Digital Audio Workstations (DAW) und somit nutzungsfertig ab dem 1. Tag der Lieferung zur Verfügung stellt. Das der Hersteller in seinen Werbevideos eine funktionsfähige Variante einsetzt, zeigt die zu erwartende Leistung dieser MIDI-Controller in Verbindung mit MPE auf,
aber das half mir auch nicht weiter, denn er bot mir nicht an, die notwendigen Maps für die von mir genutzte DAW bereitzustellen.
Vom Seabaord her ist uns der Anbieter Roli bekannt. Roli hatte wieder einmal ein gutes Gespür für Entwicklungen, die unmittelbar vor dem Durchbruch stehen. Und so entwickelte man eine digitale Lernschule. Möglicherweise flossen in dieses Konzept die Erfahrungen vom Seaboard mit ein. Denn man entwickelte nicht nur eine Lernschule, sondern dazu passend modulare Keyboards von 2-Oktaven-Umfang, die man mittels Magneten miteinander oder auch mit so genannten Blocks (Steuererlementen) verbinden kann. Die Tasten dieser Keyboards haben eine eigens entwickelte Leuchttastenschule, die über das bisher bekannte Maß insofern hinausgehen sollen, als sie eine intuitiveres Lernen ermöglichen könnten. Die Keyboards wurden über Kickstarter zur Vorfinanzierung angeboten. Diese Idee hat mich interessiert, und so habe ich 2 dieser Keyboards, die den Namen Lumi tragen, finanziert.
Nachdem die Lumis dann auch offiziell zu kaufen waren, erfuhr die geneigte Öffentlichkeit Schritt für Schritt, dass diese Keyboards sogar MPE-fähig sind. Das hat mich geärgert, denn ich verstand diese Nachricht so, dass erst die nun neuen Lumis mit diesen Features ausgsestattet waren. Nein, das waren sie nicht. Es war nur eine ungeschickte Informationspolitik von Roli.
Nun gibt es mit den Lumis also einen weiteren Mitstreiter auf dem Weg der Keyvolution. Aber Roli hat sich bei diesen modularen Keyboards keine patentwürdige neue Technologie ausgedacht. Im Wesentlichen ging es Roli wohl darum, auf dem Markt der Musik-Lern-Apps zu partizipieren. Die MPE-Integration schien diesmal nicht wirklich wichtig zu sein. Somit muss kann man Lumi eher als ein Spielzeug, denn als Werkzeug einstufen. Natürlich hat das Spielzeug durchaus seine Berechtigung, wenn es mich nämlich zu spielerischem Lernen animiert. Und selbstverständlich muss man Einschränkungen hinnehmen, wenn man meint, sein Klavier mobil mitnehmen zu müssen. Doch mir geht es darum, den qualitativ wesentlichen Unterschied anzusprechen, der vor allem für Klavierspieler innerhalb der Keyvolution ausschlaggebend ist: Die Spielart und das Spielgefühl der neuen Digitalpianos als Qualitätsmerkmal.
Erlauben Sie mir eine Anmerkung zu den Angeboten von ROLI: Übereinstimmend wird kritisiert, dass die Produkte von ROLI nur mit anderen ROLI-Produkten nutzbar sind. Es fehlt die Anschlussmöglichkeit an andere, weit verbreitete Software-Systeme. Wirft man einen Blick auf die Bewertungen zu den ROLI-Apps im Apple-App-Store wird man zwar möglicherweise interessiert bleiben, sich aber ganz bestimmt umgehend nach Alternativen umsehen. Dieser auf völlig unbegründeter Überheblich beruhende negative Eindruck von ROLI lässt sich beliebig fortsetzen. (Stand Februar 2023)
Insgesamt kann ich persönlich aufgrund meiner bislang noch relativ geringen Erfahrung mit den digitalen Angeboten im Audio-Bereich feststellen, dass die Qualität der Programmierer und Entwickler und daher zwangsläufig auch der Support eher bescheiden ist. Die Einstellung Der Kunde ist König wird hier dahingehend interpretiert: Du magst ja König sein. Aber von der Technik hinter Deiner Musik hast Du halt keine Ahnung - und bist uns somit beliebig ausgeliefert! Bei Steinberg (seit 2004 einer Tochter von Yamaha) und vor allem bei ROLI verfolgt man teils recht aggressive Programmier-Strategien, die in das System des Nutzers eingreifen, indem sie z.B. Schaltungen vornehmen, damit die jeweils aktive Anwendung exklusiv über die Audio-Monitore oder weitere Bereiche des Betriebssystems verfügen kann. Ferner kann es bei der Nutzung von ROLI-Produkten passieren, dass anschließend der Treiber für die Audio-Monitore neu installiert werden muss. So eine Feststellung ist peinlich, aber wichtig, da sich intern seitens der Anbieter mit umfassenden Ansprüchen (Steinberg, Native Instruments, ROLI) niemand zu einem Vorgehen verpflichtet zu fühlen scheint, bei dem der Endnutzer nicht bevormundet wird. Das fängt damit an, dass man mit ASIO (Audio Stream Input/Output) einen erstmals von Steinberg konzipierten Treiber als Basis seiner Produkte einsetzt und bei Problemen einfach darauf verweist, dass dies der aktuelle Stand sowie allgemeiner Standard sei. Dass es hier wesentliche Unterschiede in der Treiber-Entwicklung gibt, stellt man fest, wenn man sich neue Audio-Monitore zulegt, die mit einem selbst entwickelten ASIO-Treiber (z.B. von Edifier) geliefert werden, der Probleme löst, die für den herkömmlichen ASIO-Treiber sowohl von Steinberg als auch die Variante ASIO4ALL vorher unlösbar waren, nämlich ALLE am System angeschlossenen Audio-Schnittstellen zu finden und ansteuern zu können. Hier haben Software-Angebote von Steinberg ebenso wie von Native Instruments gelegentlich treiberbedingte Einschränkungen, die wie bei ROLI darauf abzielen, eigene Produkte zu bevorzugen.
Am Klavier bekomme ich bislang das mir angenehmste Spielgefühl, sagen die Klavierspieler im Allgemeinen. Plappern sie einfach nur eine Behauptung nach, oder hat das einen wahren Grund? Nun, der gute Grund ist die Tatsache, dass man beim Akustikpiano Tasten als Hebel für die Gewichte der Klaviermechanik bewegt. Das sind so genannte authentische Bewegungen, da wir als Kleinkinder unsere ersten Erfahrungen in der Welt gemacht haben, indem wir uns genau dieses Kraftmuster angeeignet haben, nämlich Gewichte im Schwerkraftfeld der Erde zu bewegen. Ist alles richtig eingestellt, bekomme ich eine gute Spielart und damit verbunden löst das beim Klavierspieler ein angenehmes Spielgefühl aus, das wiederum die Basis für eine gefühlvolle und ausdrucksstarke Performance ist.
Doch das Klavier täuscht uns optisch. Denn die sichtbare Tastenlänge ist nicht identisch mit der wahren Tastenlänge. Die Länge einer Taste bleibt uns verborgen. Lediglich die Bedienoberfläche ist für uns sichtbar. Diese definieren wir als Taste. Die volle Länge der Taste und deren Funktion als Hebel unter dem Spielwerk, das für jeden der 88. Töne eine eigene Tonerzeugungsmechanik bereitstellt, ist beim Klavier und Flügel hinter einem Klangmöbel versteckt ist. Dieses Möbel ist kein hinterhältiges Versteckspiel der Klavierbauer. Das Möbel, das man auch Umbau nennt, da es den Klangkörper nach vorne und zur Seite hin bedeckt, hat sich in der Hochzeit des Klavierspiels, also um 1900 entwickelt. Schließlich war Klavier nicht einfach ein Musikinstrument. Das Klavierspiel wurde benutzt, um das Bürgertum zu kultivieren. Das Ziel der hochwertigen Verpackung bestand darin, das Pianoforte im Lebensraum der gutbürgerlichen Gesellschaft zu positionieren. So kam es, dass die alten Klaviere in ein wunderbar verziertes Möbel verpackt waren. Diese Klangmöbel standen im zentralen Wohnraum an einer Stelle, die man sofort sehen konnte, wenn man den Raum betrat. Denn das Pianoforte ist seit über 100 Jahren eine Art Kulturvisitenkarte.
Der Hebel der Taste und somit die volle Tastenlänge entscheiden über die emotionale Qualität des Klavierspiels. Die Tastenlänge ist nämlich die Voraussetzung für ein differenziertes Anspielen der Gefühle. Der Hebel unter der Klaviermechanik, den wir Taste nennen, ist daher bei guten Klavieren länger als bei preiswerten Kleinklavieren. Beim Flügel sind sie länger als im Klavier, und die längsten Tasten hat der Konzertflügel.
Als sich Bösendorfer 2007 dafür entschied, sich von Yamaha übernehmen zu lassen, glaubten viele, dass sei der Anfang für den qualitativen Ausverkauf der einstmal großen Marke aus Österreich. Daher war es ein kluger Schachzug der Japaner, als erstes einen neuen 2m-Flügel von Bösendorfer auf den Markt zu bringen, der mit den langen Tasten der Klaviatur des Konzertflügels (290 cm, 280 cm) bestückt wurde. Das heißt, die neue Geschäftsführung ließ einen Flügel konzipieren, der mit 2 Metern Klangkörper die Voraussetzung für einen ausgezeichneten Klang erfüllt, und mit der Klaviatur für die großen Konzertflügel ausgestattet das optimale Spiel auf Konzertniveau erlaubt. Damit lieferten die Japaner einen nachhaltigen Beweis, dass sie durchaus an der Entwicklung von Qualität interessiert sind.
Wenn sich Keyboard-Hertsteller in der Werbung damit rühmen, dass ihre Tasten in der Breite, Länge und Tastentiefgang den Originalmaßen von Klaviertasten entsprechen, dann bezieht man sich bei dem elementaren Kriterium der Länge lediglich auf die sichtbare Länge der Klaviertasten.
Doch erst wenn man beim aufrecht stehenden Klavier den Oberrahmen und die Tastenklappe entfernt, bekommt man die Tasten in ihrer ganzen Länge zu sehen. Und jetzt sieht man auch, was am Ende der Taste geschieht: Ein relativ komplexe Mechanik wird bewegt, an deren Ende ein befilzter Klavierhammer gegen Saiten schlägt, wodurch der Ton erzeugt wird.
Hinsichtlich des Spielgefühls in Abhängigkeit von der Länge der Tasten muss man daher unterscheiden:
Daher plädiere ich z.B. beim Transparent-Piano für einen durchsichtigen Oberrahmen und eine ebenso durchsichtige Hintertastenklappe, damit man beim Klavierspiel die Reichweite seiner Finger sieht. Von Sportarten mit einem Schläger wissen wir, dass der Schläger als Teil des Körpers in den Bewegungsplan integriert und gespeichert wird. Das Gleiche würde beim Klavierspiel geschehen, wenn man eben die wahre Reichweite seiner Finger, also die volle Länge der Taste inklusive des Spielwerks an deren Ende sehen könnte. Folglich gehe ich davon aus, dass sich andere, noch sensiblere Klavierspieler über diese Herangehensweise entwickeln würden, wenn man nämlich zusätzlich zu dem akustischen Ereignis auch die visuelle Dimension der analogen Tonerzeugung zulassen würde.
Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch einmal auf die bislang beste Lösung der Kombination aus optimalen Spielgefühl und voller Funktionalität der Tonerzeugung in einem Digitalen Hybridpiano hingewiesen. Sie erinnern sich an das Modell Studio von Alpha Pianos. Hier bekommen Sie eine echte Flügelmechanik mit Filzhammerköpfen geboten, die am Ende nicht gegen Saiten, sondern gegen elastische Zungen aus Kunststoff mit einem vergleichbaren Widerstand wie Saiten schlagen. In diesen Kunststoffzungen sind Sensoren integriert, die die Anschlagsintensität messen, und dann entsprechende Samples abgerufen werden. Das ist die bereits technisch realisierte Basis bestehend aus Spielgefühl UND Funktion. Darauf kann die weitere Keyvolution (insbesondere des Akustischen Hybridpianos) im Sinne einer Erweiterung der Funktionalität aufbauen.
Bei den beiden erst genannten Beispielen der neuen Kategorie der Sensorpianos ist die gesamte Tastenlänge am Keyboard identisch mit der sichtbaren Tastenlänge am Klavier. Das KANN unmöglich eine ähnliche Spielqualität liefern. Dass ein Unterschied selbst bei den Digitalpianos erwünscht und offensichtlich auch möglich ist, sieht man dem Synthesizer Osmose auf den Screenshots von Bildern auf der Homepage sofort an.
Diese positive Entwicklung bei den Digitalpianos könnte darauf zurückzuführen sein, dass sich die Digitalpiano-Hersteller die Spielart und das damit verbundene Spielgefühl unter dem Aspekt des Mehrwerts im Vergleich zum diesbezüglich angenehmeren Akustikpiano noch einmal genauer angeschaut haben. Hatte man bislang so genannte Hammer-Anschlags-Modelle beim Digitalpiano direkt in die kurze Taste integriert,
so war man nun beim Digitalen Hybridpiano als Konsequenz der vollständigen Transformation des Akustikpianos zu Gunsten des Mehrwerts des vergleichsweise besseren Spielgefühls bereit, den großen Schritt hin zur Integration einer echten Klaviermechanik auf der Taste zu gehen. Bei den reinen Digitalpianos hat sich durch die Integration der Sensoren auf der Hardwareseite sowie des neuen, umfassenden Software-Standards für Ausdruck, MIDI Polyphonic Expression, MPE, auch etwas Wesentliches verändert. Denn die Tasten wurden deutlich länger als eben die sichtbare Bedienoberfläche der Klaviertaste, die es bislang zu kopieren genügte. Mit den längeren Tasten bekommen die Finger auf den Sensorflächen echten Spielraum. Die alte Definition für das Klavierspiel, dass man nämlich die Tasten streichelt, wird auf diesen Sensorpianos erst zu echtem Leben erweckt. Denn in Zukunft kann man diese Streichelbewegung in hörbare Effektgestaltung als Mittel des musikalischen Ausdrucks verwandeln. Die Magie der Musik und somit die Wirkung der Musik wird noch stärker werden. Gleichsam als eine akzeptable Nebenwirkung verbessern sich über die längeren Tasten die Spielart und das Spielgefühl am Digitalpiano.
Der damit verbundene qualitative Unterschied überträgt sich auf den Betrachter ganz ohne Worte. Das mPiano verschlägt einem gar für einen Moment die Sprache, da der Atem ins Stocken gerät, wenn man das erste Mal die Homepage von alpha-pianos.com besucht und auf der Startseite nach unten scrollend das mPiano entdeckt...
Nachdem die französische Firma Expressive-E mit Touché in den MPE-Markt geschnuppert hat, will man nun diesen Weg eine Nummer größer fortführen. Geplant ist ein Synthesizer. Er trägt den Namen Osmose. Für diesen will man eine völlig neue Klaviatur erfinden. Dazu hat man Edmund Eagan von Haken Audio zur Kooperation eingeladen. Eagan will seine Soundengine, die Eaganmatrix beisteuern.
Von Anfang an verwies Expressive-E darauf, dass man nicht den vollen Umfang der MPE-Eigenschaften abdecken wird. Das schmälerte zumindest bei mir die Vorfreude. Nach und nach kamen erste Videos von Prototypen in die Öffentlichkeit. Der Eindruck war gut, aber noch nicht atemberaubend. Erst im März 2021 erschien das erste Promotionvideo mit völlig neuen Features. Und nun bin ich mir sicher, dass der Zug der Keyvolution nicht nur fährt, sondern dass er deutlich an Geschwindigkeit zunehmen wird!
Sie erinnern sich vielleicht an das MPiano. Es betrat zuerst als Mechatronik-Piano die Bühne. Es versprach ein interessanter Beitrag zur Entwicklung und Optimierung der Spielweise zu sein. Leider ist die Realisierung an der Finanzierung gescheitert. Nun nimmt der Entwickler Mario Aiwasian einen neuen Anlauf und hat das MPiano neu gestaltet. Das fällt auf den ersten Blick überhaut nicht auf. Alles scheint wie vorher geblieben zu sein.
Das mPiano ist im Kern exakt das, was ein Klavier sein soll, nämlich eine Klaviatur als Bedienoberfläche für gleichzeitig komplexes wie gefühlvolles Musizieren. Die Klaviatur des MPianos hat es aber in sich. Das sieht man zum einen sofort an der Länge der Tasten. Ursprünglich hatten die Tasten trotz ihrer Länge lediglich die für alle Tasteninstrumente vermutlich durch Normen definierte Bedienoberfläche von ein paar Zentimetern am Anfang der Tasten.
Nun aber wurden die Halbtöne so verändert, dass sie nach diesen paar Zentimetern fließend auslaufen, die beschränkte Bedienoberfläche also auf die gesamte Länge der Taste ausgedehnt worden ist.
Geht man davon aus, dass beim mPiano die gesamte Tastenoberfläche mit Sensoren ausgestattet ist, bietet diese gigantische Spielfläche auslaufenden Tasten-Streichel-Bewegungen einen total sinnlichen Raum an. Das ist Verführung pur - wenn nämlich nicht nur Streichelbewegungen stattfinden, die in uns das Hormon Oxytocin produziern, uns also merklich sensibilisieren und dabei gleichzeitig Klangveränderungen zu hören sind, die durch diese Streichelbewegungen ausgelöst worden sind. Wenn sich also unsere innere Biologie der Emotionen 1:1 in Soundgestaltung hörbar umsetzen lässt, dann ist das der pure Wahnsinn!
Wahnsinnig könnte einen jedoch erneut das Marketing von Alpha-Pianos machen. Nachdem man nun von Österreich nach Norwegen umgezogen ist, hat man zwar einen großartigen Designentwurf geleistet. Aber es ist völlig unklar, wann das mPiano endlich seine Marktreife erlangt und zu welchen Preisen es verfügbar sein wird. Vorstellbar ist, dass ein durchaus kluger Weitblick vorschnelles Handeln verhindert, da nämlich die aktuelle Pandemie für einen sensationellen Neustart ein denkbar ungeeigneter Zeitpunkt ist.
Aktualisierung September 2022: Die im vorhergehenden Abschnitt beschriebene und für mich nicht nachvollziehbare Stagnation der Entwicklung eines höchst interessanten Produkts fand ihre Erklärung im Zusammenhang mit einer anderen Recherche. Der Erfinder Mario Aiwasian hat sich von den neuen Inhabern der Firma Alpha Pianos getrennt. Das bedeutet auch, dass er dieses Konzept nicht weiter verfolgt.
Derartig negative Botschaften lassen den Blick schweifen nach weiteren Alternativen, die der Markt an fertigen Endprodukten zu bieten hat. Doch die großen Namen aus der Klavierindustrie halten sich bei der für den Markt interessantesten Version des Akustischen Hybridpianos insofern bedeckt, als Kawai mit seinen Hybridklavieren der Serie Aures zwar durchaus technisch ausgereifte Ergebnisse anbieten kann, diese jedoch strikt im vorgegeben Rahmen der akustischen Klangwelt bleiben. D.h. konkret, dass die Klänge aus der digitalen Welt des Klangs bislang immer noch auf Klangvariationen verschiedener Klaviermarken, die Intonation des Klavierklangs sowie die Klangkopien der akustischen Orchesterinstrumente beschränkt sind, von weiteren neuen Leistungsmerkmalen ganz abgesehen. Diese Akustikklänge kann man zwar im Dual Modus auch übereinander lagern und somit akustische Hybridklänge erzeugen, doch das sind die nicht die Bedürfnisse der Generationen, für die die grenzenlosen Möglichkeiten einer digitalen Welt selbstvertändlich sein werden. Sie werden daher mit dem umfassenden Spektrum an Hybridsounds spielen wollen, das sich heute schon ankündigt. Daher kam mir die Idee, doch mal zu sehen, ob man nicht einfach selbst sein bereits vorhandenes Akustikklavier durch die Hinzunahme weiterer Leistungsmerkmale zu dem einzig vollwertigen, da die beiden Klangwelten integrierenden Akustischen Hybridpiano aufwerten kann, das gleichzeitig die Idee des ModularPianos beinhaltet. Zu diesem nächsten Schritt hin in die Unabhängigkeit von der Klavierindustrie, die ausschließliich auf die Produktion hoher Stückzahlen ausgerichtet ist, ermutige ich Sie mittels einer Anleitung zum Selbst-Umbau eines Akustikpianos in ein Hybridklavier.