Tatsächlich bietet uns das akustische Klavier außergewöhnliche Leistungen:
Selbstverständlich hat jede Medaille zwei Seiten. Daher gibt es auch eine Negativliste des Akustikpianos:
Aber das Piano hat nun über 300 Jahre unsere Kultur geprägt. Das alternative E-Piano hielt bislang einem qualitativen Vergleich nicht stand. Doch bei dieser Gegenüberstellung übersah man geflissentlich, dass man ja nicht Produkte der gleichen Preisklasse vergleicht. Tatsächlich vergleichen wir in der Regel ein circa 10.000 Euro bzw. inzwischen 20.000 Euro teures Klavier mit einem höchstens 1.000 Euro günstigen E-Piano. Und im Übrigen hat sich in unserem ökonomischen Gehirn das Vorurteil früherer Zeiten gefestigt, als eben weder die klanglichen noch die haptischen Leistungen der E-Pianos auch nur annähernd vergleichbar waren. Trotzdem werden immer mehr E-Pianos verkauft, so dass 2012 sogar Blüthner sein Angebot mit einem selbst entwickelten e-Klavier erweitert hat.
Aus dem E-Piano wurde inzwischen das Digitalpiano. Das ist die Logik des Zeitgemäßen. Das Digitalpiano kann und darf mehr als das E-Piano. Das E-Piano ist nämlich per Definition lediglich die elektronische Ausgabe unseres analogen Akustikpianos und sollte daher im Leistungsspektrum zu unserem analogen Akustikiano identisch sein. Das heißt, es sollte nur einen Sound haben, und außer laut und leise ist sonst nichts erwünscht!
Wie wichtig das neue Thema Hybrider Technologien geworden ist, lässt sich daran ablesen, dass man sich sogar im konservativen Klavierbau in Deutschland mit diesem Thema beschäftigt. Dazu hat man auch gute Gründe, denn andere haben bereits eine breite Nische im Markt mit hybriden Angeboten aufgebaut und dank unserer Ignoranz gegenüber zeitgemäßen Entwicklungen auch abgedeckt. Denn wir waren zwar die Erfinder all dieser Schritte in Richtung Zukunft. Doch da unsere Klavierindustrie im Wesentlichen bei der alten Musik verhaftet ist, ist die weitere Entwicklung zeitgemäßer Technologien hierzulande versandet.
Über die neuesten Hybridpianos aus Japan kann man mittlerweile akustischen Klang mit digitalen Sounds mischen. Mit Hybridsounds lässt sich Musik gleich ganz anders gestalten. Hier kommt die Motivation zum Musizieren aus den Möglichkeiten, die mir das Instrument bietet. Mit Sounds zu spielen, macht mir Lust aufs Musizieren!. Es kann so einfach sein..
Das ist schon beeindruckend. Dennoch fragen viele meiner Kunden: Gibt es denn keine Version eines Pianos, in dem eine hybride Klanggestaltung zwischen verschiedenen Klängen auf analogem Weg möglich ist? Tatsächlich kann ich von einer solchen analogen Lösung erzählen - doch auch sie kommt aus Japan! Die Konstrukteure greifen eine alte Idee (aus Deutschland) auf und verbinden die mit unserem zeitgemäßen Wunsch nach einer größeren Auswahl an Sounds im Akustikpiano. Sie erinnerten sich an den Quattrochord-Flügel des Klavierbauers August Förster, der 1939 auf Wunsch Hitlers gebaut wurde, mit dem Hitler eine Halle mit 180.000 Menschen beschallen wollte. Dieser Flügel zeichnete sich dadurch aus, dass er ab der Mittellage nicht 3 sondern 4 Saiten pro Ton hat und somit noch lauter ist.
Die neue Version aus Japan hat den Namen Acouhyb und ist demnach ein Akustisches Hybridpiano mit der Besonderheit, ein ausschließlich akustisches Hybridpiano zu sein. Sie sehen hier ein Bild der vierchörigen Mittellage.
Im normalen Flügel kennen wir bereits das linke Leisepedal als Una-Corda-Pedal. Dieses Pedal verschiebt die Klaviatur und Mechanik. In der Folge werden pro Ton eine Saite weniger angeschlagen, wodurch das Instrument leiser klingt. Bei dem Piano, das ich Ihnen hier vorstelle, dem Acouhyb, finden wir ab der Mittellage wie schon erwähnt 4 Saiten pro Ton. Angeschlagen werden aber in diesem Instrument von den 4 zur Verfügung stehenden Saiten nur 3 Saiten. Tritt man am Acouhyb das linke Pedal, so verschiebt auch hier die Klaviatur und Mechanik, die im Flügel miteinander fest verbunden sind. Nun wird der Klang nun aber nicht leiser, da nicht eine Saite pro Ton weniger angeschlagen wird, sondern der Klang verändert sich entsprechend, wie die jeweils 4. Saite anders als die 3 Hauptsaiten des Tons ge- bwz. verstimmt worden ist. Aus dem ursprünglichen Leisepedal wurde so ein Soundpedal! Die Erfinder dieser Version schlagen vor, bei jedem Ton mit 4 Saiten die 4. Saite z.B. um jeweils mehr oder weniger Hertz anders aber immer gleichmäßig zu stimmen, als die 3 Hauptsaiten des Tons, die nach wie vor gleich gestimmt werden sollen. So ergibt sich durch das Verschieben also eine gleichmäßige Verstimmung, die man als eine Klangvariante bzw. als einen Sound interpretiert. Im folgenden Video können Sie diesen analogen Hybridsound hören, der dazu benutzt wird, eine Komposition mit einem zusätzlichen Element des Ausdrucks, nämlich einem anderen Klang, gestalten zu können. In der zeitgemäßen Musik gehört diese Eigenschaft längst zum Standard, in der man zeitgemäß mit digitalen Instrumenten musiziert.
Die klassischen Komponisten hatten übrigens früher auch schon die Möglichkeit mit Klangvariationen zu arbeiten, indem sie ihre Werke entsprechend instrumentiert haben! Die Klangvariation als Ausdrucksmittel ist also zum einen nicht neu und schon immer legitim. Lediglich die rein akustischen Einzelinstrumente waren diesbezüglich in ihren Mögichkeiten bislang traditionell limitiert. Das könnte sich mit der Entwicklung zum Hybrid-Instrument wesentlich verändern! Diese Entwicklungsrichtung wäre somit eine positive Perspektive der Erweiterung der bisherigen Möglichkeiten, das heißt, des Spielraums für die Gestaltung von Musik, wenn man imstande ist, diese Erweiterung für sich (im Interesse einer optimalen Gestaltung des musikalischen Ausdrucks) anzunehmen.
Die hier beschriebene Technik des Acouhyb-Pianos ist eine analoge Lösung. Andere Lösungen sind vorstellbar, doch aktuell noch nirgends zu hören. Wünscht man beim Acouhyb-Piano einen anderen Sound, so muss man erst beim kompletten Instrument die jeweils 4. Saite gleichmäßg anders einstimmen. Das ist zeitaufwendig und somit nicht wirklich zeitgemäß. Also lassen Sie uns mal die digitalen Alternativen bei den bereits existierenden hybriden Versionen unserer Pianos näher betrachten. Stellen wir am besten zuerst einmal die Frage nach der Qualität, die uns digitale Sounds heute im Vergleich zum akustischen Klang bieten können, denn unsere Ohren wurde ja über Jahrhunderte verwöhnt.
Wenn ein Klavierbauer wie Bechstein eingesehen hat, dass die Zukunft digital ist, dann... Als Folge der Einsicht hat man in Berlin gleich einen neuen Geschäftszweig, die C. Bechstein Digital GmbH, gegründet. Die erste Aufgabe dieses neuen Unternehmens bestand darin, von dem eigenen Musterflügel D282 der Marke C. Bechstein ein Sample zu erstellen. Das wurde unter dem Titel C. Bechstein Digital Grand als Plugin für eine Digital Audio Workstation (DAW) dem Vorbild der Mitbewerber Bösendorfer und Steinway folgend auf den Markt gebracht. Von diesen beiden Vorzeigeflügeln der Mitbewerber, dem Bösendorfer Imperial (mit vollen 8 Oktaven) sowie dem Steinway-Modell-D gibt es von Steinberg, einer Tochter von Yamaha, die Software The Grand 3 und somit deren Klang-Samples als Plugin für eine beliebige DAW.
Die neue digitale Bechstein-Sparte hat diesem Vorbild folgend zusammen mit dem japanische Elektronik-Unternehmen Casio ein digitales Hybrid-Piano auf den Markt gebracht. Das heißt, es verfügt lediglich über einen digitalen Klangerzeuger verbunden mit einigen analogen Elementen wie der Klaviatur, aus dem bislang ausschließlich das akustische Piano seinen Mehr-Wert generierte. Wir sprechen von dem Modell Casio Grand Hybrid GP-500, für das Casio die Kategorie Grand-Hybrid erfunden hat. Sie finden die Informationen zu dem Instrument über die Internetadresse www.casio-music.com/de. Um nun zweifelsfrei zu beweisen, dass der Klaviersound dieses Digitalpianos von Casio gleichwertig zu dem Klang eines akustischen Bechstein-Flügels ist, hat man Casio auf die Bühne des klassischen Konzerts, konkret in die Berliner Philharmonie, eingeladen. Das ist eine Form von Marketing aus der Kategorie Marketing designed by Bechstein. Hören und sehen Sie selbst:
Tatsächlich haben die Digitalpianos inzwischen qualitativ dank Samples und der Physikalischen Modellierung von Sound in mathematischen Modellen, wie es die Firma Modartt mit der Software Pianoteq anbietet, als Klangmedium gegenüber dem Leistungsvermögen des 1983 entwickelten Standards General MIDI sowie auf der Grundlage der neuen Lautsprecher-Technologie der Flächenlautsprecher, im englischen Sprachraum als Distributed Mode Loudspeaker (DML) zu finden, enorm aufgeholt haben. So einen neuartigen Flächenlautsprecher haben wir ja zufällig in unserem Akustikpiano. Er heißt dort Resonanzboden. Befestigt man auf diesem Digital-Analog-Wandler, so hat man einen Superlautsprecher sowohl für die akustischen Klänge wie für die digitalen Sounds! Die rasante Entwicklung, die an den meisten Klavierspielern komplett vorüber gegangen ist, kann man unter anderem daran ablesen, dass es seit der Markteinführung des sogenannten Silent Pianos (erfunden in Zentraleuropa, in England bei Kemble) die neue Kategorie der Hybrid-Pianos gibt, (erfunden in Deutschland in Ansätzen im Stereopiano von Ferdinand Manthey und dann bereits mit Midifizierung einer Flügelklaviatur von Eduard Seiler). Im Hybrid-Piano vereinigen sich im ursprünglichen Sinn des Wortes Hybrid verschiedene Kategorien. Im Musikinstrument sind das idealerweise zwei unterschiedliche Klangquellen: Zum Beispiel das Silent Piano kann man entweder mit akustischem Klang oder mit digitalen Sounds spielen. In den heute (2024) aus Japan kommenden Akustischen Hybridpianos von Yamaha und Kawai kann man bereits akustischen und digitalen Klang zu der fürs Akustikpiano neuen Klangkategorie der Hybridsounds mischen!
Damit ist meiner Ansicht nach die Frage beantwortet, ob der akustische oder digitale Klang besser ist. Denn im Falle von Samples, also den Aufnahmen vom Originalklang, stellt sich diese Frage nicht mehr. Wenn die Hersteller von Akustikpianos selbst diese Analogie vollziehen, brauchen wir nicht länger diesen Aspekt zu diskutieren. Vielmehr sind wir nun frei für die weitaus interessantere Diskussion darüber, wie man den Klang noch interessanter gestalten kann - bzw. wie wir grundsätzlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten am besten direkt in die Finger bekommen, mit denen wir die Tasten unserer Pianos bedienen!